Antisemitismus
WTF?

Israel als neue Nazis oder Apartheid

Israel als neue Nazis oder Apartheid

Der Antisemitismus wird – aufgrund seiner öffentlichen Ächtung und teilweise auch wegen strafrechtlicher Konsequenzen – oft nicht mehr offen als Hass auf Jüdinnen_Juden formuliert, sondern erfolgt viel unterschwelliger. Häufig werden antisemitische Denkmuster aus unterschiedlichen politischen Spektren auf den Staat Israel projiziert. Israel wurde als ein Staat zum Schutz von Jüdinnen_Juden gegründet und wird immer wieder Ziel antisemitischer Anfeindungen. So wird Israelis vorgeworfen, die »neuen Nazis« zu sein und die Palästinenser_innen so zu behandeln, wie es Jüdinnen_Juden im Nationalsozialismus widerfahren ist. Dabei findet eine Dämonisierung des Staates Israels und eine Täter-Opfer-Umkehr statt: Die Opfer von einst sollen heute die Täter_innen sein. Häufig wird auch die israelische Politik in den palästinensischen Gebieten mit dem Apartheidsregime in Südafrika gleichgesetzt, das bis 1994 den Rassismus zur Staatspolitik machte.

Der Antisemitismus wird – aufgrund seiner öffentlichen Ächtung und teilweise auch wegen strafrechtlicher Konsequenzen – oft nicht mehr offen als Hass auf Jüdinnen_Juden formuliert, sondern erfolgt viel unterschwelliger. Häufig werden antisemitische Denkmuster aus unterschiedlichen politischen Spektren auf den Staat Israel projiziert. Israel wurde als ein Staat zum Schutz von Jüdinnen_Juden gegründet und wird immer wieder Ziel antisemitischer Anfeindungen. So wird Israelis vorgeworfen, die »neuen Nazis« zu sein und die Palästinenser_innen so zu behandeln, wie es Jüdinnen_Juden im Nationalsozialismus widerfahren ist. Dabei findet eine Dämonisierung des Staates Israels und eine Täter-Opfer-Umkehr statt: Die Opfer von einst sollen heute die Täter_innen sein. Häufig wird auch die israelische Politik in den palästinensischen Gebieten mit dem Apartheidsregime in Südafrika gleichgesetzt, das bis 1994 den Rassismus zur Staatspolitik machte.

Wo kommt es her, wann ist es entstanden und warum?

Die Bilder von Israel als »neue Nazis« oder »Apartheidsregime« sind seit der Gründung des Staates Israel 1948 und spätestens dem Sechs-Tage-Krieg 1967 präsent. Ursprünglich wurden diese Motive unter anderem durch die Sowjetunion genutzt, die arabische Staaten in ihrem Kampf gegen Israel rhetorisch unterstützen wollten. Das Motiv des Apartheidsstaates wurde durch eine 1975 verabschiedete Erklärung der UN-Generalversammlung befeuert, in der Zionismus mit Rassismus gleichgesellt wurde und so Südafrika mit Israel verglichen wird. Diese Erklärung ist zwar seit 1991 außer Kraft gesetzt. Der Vergleich wird aber weiterhin genutzt, wenn über den Umgang Israels mit Palästinenser_innen beziehungsweise Israels Siedlungspolitik gesprochen wird.

Ist die Rede von »Israels als neue Nazis«, wird es als mächtiger, skrupelloser, »kolonialistischer« oder gar »faschistischer« Staat im Nahen Osten dargestellt, während Araber_innen exklusiv als Israels Opfer oder die »Juden_Jüdinnen von heute« bezeichnet werden. Zudem werden Jüdinnen_Juden für politische Entscheidungen Israels verantwortlich gemacht und der komplexe Nahost-Konflikt wird in eine Schwarz-Weiß-Schablone gepresst. Hierbei wird Israel stets als das Böse dargestellt. Gleichzeitig wird insbesondere im deutschsprachigen Raum versucht, die Ausmaße der nationalsozialistischen Verbrechen an Jüdinnen_Juden kleinzureden, indem behauptet wird, Jüdinnen_Juden würden sich wie Nazis verhalten. Verbunden wird dies oft mit dem Hinweis, die Opfer hätten nichts aus ihrer eigenen Geschichte gelernt oder seien selbst schuld an ihrem Leid gewesen.

Was ist daran antisemitisch?

Die Beschreibung von Israel als »Apartheidregime« ist eine im israelbezogenen Antisemitismus häufig auftauchende Verkürzung des Israel-Palästina-Konflikts – zu Ungunsten Israels. Bei der Apartheid in Südafrika ging es vor allem um die Dominanz einer vermeintlichen »Rasse«, nicht um Religion oder Nationalität. Im Gegensatz zur Apartheid haben arabische Bürger_innen Israels die gleichen Rechte und Freiheiten wie jüdische Bürger_innen und sitzen zum Beispiel im israelischen Parlament. Stattdessen findet ein geschichtsrelativierender Vergleich mit dem südafrikanischen Apartheidsregime statt und der Staat Israel wird delegitimiert und dämonisiert.

Der Vorwurf »Israel als neue Nazis« lässt sich dem Antisemitismus nach Auschwitz zuordnen. Häufig genutzte Sprüche wie »Gestern Opfer, heute Täter« zielen auf die völlige moralische Entlastung Deutschlands während des Nationalsozialismus ab. Wenn die Leidenden von damals heute genauso schlimm sind wie ihre Peiniger_innen es früher waren, dann ist die Geschichte sozusagen ausgeglichen – so zumindest die antisemitische Logik. Das ist häufig ein Versuch, sich seiner historischen Verantwortung komplett zu entledigen. Trotz nicht vorhandener Beweise werden Israel gezielte Tötungen von Palästinenser_innen vorgeworfen. Damit wird eine besondere Nähe zur Nazi-Ideologie hergestellt. Sich ein besseres Gefühl zu verschaffen, indem man die Nachfahren der wenigen überlebenden Jüdinnen_Juden ausgerechnet als Nazis beschimpft, ist nicht nur moralisch höchst fragwürdig, sondern definitiv antisemitisch.

Wer sagt das heute?

Die Motive rund um »Israel als neue Nazis« und »Israel als Apartheidsregime« sind heute in vielen politischen Strömungen zu finden. Öffentliche Auseinandersetzungen mit der NS-Vergangenheit und rechtliche Sanktionen haben zwar bewirkt, dass offen antisemitische Aussagen nicht mehr gerne gesehen sind, jedoch haben in den letzten 20 Jahren antisemitische Bilder gleichzeitig an Legitimität und Akzeptanz gewinnen können. Das bedeutet, dass sich die »Grenzen des Sagbaren« haben verschoben. So tritt Antisemitismus nicht mehr offen, sondern oft verschleiert auf und beschränkt sich auf keine bestimmte soziale Gruppe oder politische Strömung. Dabei wird das Motiv »Israel als neue Nazis« häufig von der extremen Rechten im Sinne der Schuldabwehr genutzt. Gleichzeitig findet es auch Anklang in bestimmten muslimischen sowie in linken Kreisen.

Das Motiv »Israel als Apartheidsregime« wird häufig von Befürworter_innen der BDS-Kampagne genutzt, welche den wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Boykott Israels fordert. Es findet sich auch auf »Pro Palästina«- oder Al-Quds-Demos, auf denen Islamist_innen, deutsche Neonazis sowie linke Antiimperialist_innen und Muslim_innen gegen sogenannte Zionisten_innen und Israel demonstrieren und diese als Faschist_innen bezeichnen. Diese Erscheinungsformen des Antisemitismus sind aber auch in der sogenannten Mitte der Gesellschaft, etablierten Institutionen und seriösen Medien zu finden.

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