Antisemitismus
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Verschwörungserzählungen

Der Glaube an Verschwörungserzählungen ist weit verbreitet in unserer Gesellschaft. Verschwörungserzählungen unterstellen eine geheime Absprache einer Gruppe von Personen, die böser Absicht und geheimen Mitteln ein bestimmtes Ziel verfolgen. Von diesen »Verschwörer_innen« gehe eine Bedrohung für die Menschen aus.

Erzähl mir nix von der Mondlandung!

Oft wird auch der Begriff Verschwörungstheorien benutzt. Da es sich hierbei aber nicht um wissenschaftliche Theorien handelt, wird hier stattdessen der Begriff Verschwörungserzählung verwendet. Wissenschaftliche Theorien macht aus, dass sie überprüfbar sind, d.h. auf Grundlage von Fakten können sie belegt oder widerlegt werden. Zwar gibt es auch wissenschaftliche Theorien, die veraltet oder widerlegt sind und trotzdem noch in Umlauf sind, bei Verschwörungserzählungen ist es allerdings so, dass Personen, die sie verbreiten, auch dann an diese glauben, wenn es gar keine Beweise dafür oder sogar Beweise dagegen gibt.

Und wer an eine Verschwörungserzählung glaubt, glaubt auch leichter an andere Verschwörungserzählungen – selbst wenn sich diese gegenseitig widersprechen oder ausschließen.

Es gibt ganz unterschiedliche Verschwörungserzählungen. In manchen wird behauptet, dass ein reales Ereignis gar nicht stattgefunden hat, zum Beispiel die Mondlandung. In anderen Verschwörungserzählungen wird zwar gesagt, dass ein Ereignis wirklich stattgefunden hat, es wird jedoch eine ganz andere Erklärung geliefert, wie es dazu gekommen sei. Und dann gibt es noch Verschwörungserzählungen, die eine weltumfassende Verschwörung unterstellen.

In der Geschichte zeigt sich, dass es auch wirkliche Verschwörungen gegeben hat – wie zum Beispiel das Attentat auf Julius Cäsar (44 v. Chr.). Wichtig ist, zwischen wirklichen Verschwörungen und Verschwörungserzählungen unterscheiden zu können. Man kann zum Beispiel erkennen, ob Beweise und Gegenbeweise für eine Verschwörung gesucht werden und auf Grundlage dieser Beweise entschieden wird, ob eine Verschwörung vorliegt oder nicht. Personen, die an Verschwörungserzählungen glauben, akzeptieren meistens keine Beweise, die gegen eine Verschwörung sprechen. Das macht Verschwörungserzählungen so gefährlich, da Personen, die an diese glauben, nur solche »Fakten« als wahr anerkennen, die ihre eigene Weltsicht bestätigen. Menschen, die eine andere Meinung vertreten, wird unterstellt, dass sie entweder unwissend seien oder sogar selbst an der Verschwörung beteiligt.

Verschwörungserzählungen sind keine privaten Spinnereien oder persönliche falsche Wahrnehmungen, denn viele Menschen glauben an die gleichen Verschwörungserzählungen. Das macht sie gefährlich – vor allem da sich Verschwörungserzählungen meistens gegen bestimmte Personengruppen richten, denen eine böse Absicht unterstellt wird. Das kann bis hin zur Gewalt gegen diese Personengruppen führen.

Häufig sind Verschwörungserzählungen antisemitisch, richten sich also gegen Jüdinnen_Juden. Dem liegt zugrunde, dass Verschwörungserzählungen die Welt in Gut und Böse unterteilen – wie in Märchen. Verschwörungserzählungen sind also eigentlich Märchen, nur dass sie in der Wirklichkeit spielen und reale Auswirkungen auf die Personen haben, denen eine Verschwörung unterstellt wird. Durch die Aufteilung der Welt in Gut und Böse lassen sich auch komplizierte Geschehnisse vermeintlich einfach erklären. Auch das macht Verschwörungserzählungen so attraktiv. Diese Vereinfachung der Welt gibt Personen, die an Verschwörungserzählungen glauben, das Gefühl von Orientierung und Sicherheit.

Als böse Mächte werden in Verschwörungserzählungen häufig Jüdinnen_Juden bezeichnet, da viele Menschen antisemitische Einstellungen haben und es daher leicht ist, Jüdinnen_Juden als die Bösen darzustellen. Verschwörungserzählungen können sogar dann antisemitisch sein, wenn Jüdinnen_Juden nicht direkt als vermeintliche Verschwörer_innen benannt werden, jedoch antisemitische Motive und Vorurteile in der Verschwörungserzählung aufgegriffen werden. Beispiele hierfür findet man aktuell auf den sogenannten »Corona-Demos«, wo von Politiker_innen oder Prominenten als vermeintlichen Strippenziehern die Rede ist.

Das kommt auch daher, dass es sehr alte Verschwörungserzählungen gibt, die Jüdinnen_Juden schon seit Jahrhunderten negative Eigenschaften unterstellen. Einige Menschen haben immer noch Vorurteile gegen Jüdinnen_Juden. Und nicht zuletzt aufgrund von Verschwörungserzählungen gibt es auch heute immer wieder Angriffe auf Jüdinnen_Juden, Synagogen oder jüdische Friedhöfe.

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